Manufakturen-Blog: Klaus Neubauer von Koch & Bergfeld mit dem Original Dresdner Stollenmesser (Foto: Wigmar Bressel)

Speziell – und doch wirkungsvoll: 15 Jahre Dresdner Stollenmesser von Koch & Bergfeld

14. November 2016, Bremen. Am Anfang stand das Grübeln… Interessiert das jemanden? Könnte das Identitätsstiftend für Sachsen sein? Ist das Heimatverbundenheit? Ist das ein Spezialbesteckteil? Vor 15 Jahren hat die Bremer Silberwarenmanufaktur Koch & Bergfeld die Produktion des verkleinerten Stollenmessers von August dem Starken aufgenommen – heute weiß man: Das war eine gute Idee.

Zuvor, ganz am Anfang, also genaugenommen im Jahr 1730, gab es eine richtige Wahnsinnsidee: August der Starke (1670 – 1733), Kurfürst von Sachsen und König von Polen, lud 5000 Gäste ins legendär gewordene „Lustlager“ nach Zeithain. Einer der Höhepunkte: das Servieren eines 1,8 Tonnen schweren Stollens, an dem 100 Menschen mitgewirkt und für den der beauftragte Dresdner Bäckermeister Johann Andreas Zacharias von Hofbaumeister Pöppelmann extra einen gewaltigen Ofen hatte bauen lassen, der acht Tage lang vor dem großen Backen vorgeheizt werden musste.

Acht Pferde zogen die „Riesen-Striezel“ vom Ofen ins Lager – in dem dann der Gastgeber den Stollen mit einem eigens gefertigten Messer von stolzen 1,60 Metern Länge anschnitt. Dies trug maßgeblich zum Ruf des „Lustlagers“ bei, das als „Crone aller Magnificenz und Herrlichkeit des Königs von Pohlen Majestät“ als besondere barocke Pracht in der Geschichte verblieb.

Von der damaligen Aktion gibt es einen Kupferstich des Künstlers Elias Back, der von einem Unternehmen namens Hommage Dresden Gesellschaft zur Förderung traditioneller Handwerkskunst in Sachsen mbH in der Sächsischen Landesbibliothek Dresden aufgespürt wurde. Die Hommage Dresden interessierte sich eigentlich ganz allgemein für Handwerk aus Sachsen und landete eher nebenbei – aber dafür umso mehr fasziniert – beim Riesenstollen und dem Riesen-Stollenmesser. Man trat mit den Entdeckungen an den Schutzverband Dresdner Stollen heran – so wurde das Dresdner Stollenfest geboren.

Solch ein Stollenfest bedarf weiterer Atribute. So wurde die Idee zum Dresdner Stollenmädchen geboren (gewählt wird dazu immer

eine Auszubildende aus der Stollenbäcker-Innung). Und dann des Stollenmessers – und so machte sich die Hommage Dresden auf die Suche nach Partnern. Im Jahr 2001 ist bei Koch & Bergfeld in Bremen die Produktion des „Original Dresdner Stollenmesser“ in der alltagstauglichen Länge von 35 Zentimetern, in Sterlingsilber und versilbert (zu aktuellen Preisen von EUR 350,00 und EUR 180,00), richtig angelaufen. Etwa 8000 Messer haben seitdem die Manufaktur verlassen.

Klaus Neubauer ist geschäftsführender Gesellschafter der Koch & Bergfeld Besteckmanufaktur GmbH. Er war von Anfang an dabei, als es um die Umsetzung ging: „Das wirkt natürlich erst einmal sehr regional – Dresdner Stollenfest, ein ‚Original Dresdner Stollenmesser‘. Aber auf den zweiten Blick erschließt sich, dass jedes Jahr Millionen Stollen in alle Welt verkauft werden. Es gibt also Millionen Stollen-Liebhaber – und ein Teil davon interessiert sich natürlich dann auch für das Stollenmesser.“

Im Dezember des Jahres 2013 gab es noch einmal ein bisschen Unruhe von einer ganz anderen Seite, als die Dresdner Morgenpost im Lokalteil titelte: „Enthüllt, bevor heute der Riesenstriezel angeschnitten wird: Unser Stollenmesser ist ein ‚Wessi“. Neubauer: „Der Artikel war nicht so negativ, wie es die Schlagzeile hätte andeuten könnte. Am Ende hat es dem Vertrieb geholfen.“

Die Messer werden oft von den Mitgliedern der Stollenbäcker-Innung verkauft. Eigentlich verwunderlich, bei den wenig brötchenhaften Preisen – aber bis zu 500 Messer gehen in der Weihnachtszeit nach Dresden. Und bei den Bäckern über den Tresen. Jahr für Jahr.

Beim Stollenmesser geht es übrigens nicht um die scharfe Klinge. Neubauer: „Das Stollenmesser ist ein Wiegemesser. Man setzt es an und drückt es mit aufgelegten Fingern auf der Spitze durch den Stollen. Anschließend wird die abgeschnittene Scheibe Stollen gleich mit der breiten Klinge serviert. Wer es gut kann, der macht das in einer Bewegung.“

Fotos: Wigmar Bressel, Koch & Bergfeld

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