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Tutimas Rennyacht ersegelt 8. Platz bei den Weltmeisterschaften

26. Juli 2018, Den Haag. Kleine Manufaktur – große Aktivitäten: Die Rennyacht namens ‚Tutima‘ der Uhrenmanufaktur Tutima hat bei den Segelweltmeisterschaften in Den Haag einen respektablen 8. Platz ersegelt. Das einzige reine Frauenteam im Offshore-Regatta-Segeln hatte ordentlich zu kämpfen, schloss ihren besten der neun Wettkämpfe mit dem 3. Platz ab. Auf ihrer Facebook-Seite zeigte sich das Team zufrieden: „Es war eine großartige Erfahrung, gegen so viele Nationen und neue Boote zu segeln!“

Manufakturen-Blog: Die 'Tutima' zum Start des Offshore Race am 15. Juli 2018 (Foto: Sander van der Borch)

Manufakturen-Blog: Tutima Sailing Team The Hague Offshore Sailing World Championship 2018 (Foto: Sander van der Borch)

Das Tutima-Sailing-Team weist zwei Besonderheiten auf: Erstens gehört die Rennyacht – eine in Malaysia gebaute DK 46 (46 Fuß lang, 23 Meter Masthöhe, 257 qm Segelfläche) – der Uhrenmanufaktur Tutima (‚Manufaktur des Jahres 2018‚) der Familie Delecate und keinem Segelclub; Geschäftsführer Jörg Delecate ist selbst ehemaliger Segelsportler – daher das Engagement.

Zweitens wird die Yacht von einem reinen Frauenteam unter Skipperin Kirsten Harmstorf-Schönwitz vom Mühlenberger Segel-Club gefahren. Diese hat ein Team aus dreißig Frauen zusammengestellt, die als Amateure in Freizeit und Urlaub vom Heimathafen Kiel aus trainieren und an den Wettkämpfen teilnehmen. Jeweils 15 Teammitglieder segeln die Yacht im Wettkampf.

Derzeit ist die ‚Tutima‘ Vize-Europameister, wurde auch bei der Kieler Woche 2018 Zweite über alle Wettkämpfe in der Offshore Racing Class. In diesem Jahr gab es den Versuch, die Weltmeisterschaften gemeinsam in einem Mix aus IRC- und ORC-Standards auszutragen. Durch die Vergabe von künstlichen Handicaps sollten eigentlich die unterschiedlichen Bootsqualitäten ausglichen werden – es hat jedoch nur so mittelmäßig funktioniert, resümmiert die Tutima-Crew in ihrem Fahrtenbericht: „Zusammenfassend lässt sich (…) sagen, dass in unserer Gruppe 1 ein großer Unterschied lag zwischen den Ergebnissen nach IRC und ORC (ORC steht uns definitiv besser, so viel sei gesagt) und das Feld letztendlich in zwei Gruppen gesegelt ist: den schnellen IRC TPs und Kers, und den deutlich langsameren Cruising Racern wie uns. Doch auch diese Erfahrung kann man ruhig mal machen, und wir wollen sie nicht missen!“

Es geht gleich weiter zur nächsten Regatta – ab dem 4. August startet die ‚Tutima‘ bei der Lendy Cowes Week

Noch ein paar Worte zum Fotografen: Auch der Niederländer Sander van der Borch ist ein Promi im Offshore-Segeln – im Jahr 1999 war er Teammitglied der Yacht ‚Mean Machine‘ und gewann den Admiral’s Cup, das Key-West-Rennen im Jahr 2004 und den BreitlingMedCup 2006; heute segelt er Regatten vor allem in den Niederlanden – und ist ein sehr bekannter Regatta-Fotograf.

Fotos: Sander van der Borch

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Jürgen Betz: „Über das Sponsoring haben wir Ideen für neues Design gesammelt“

11. Juli 2018, Efringen-Kirchen. Borgward ist echt wieder da! Beim Classic-Rennen in Le Mans (Drei Wertungen Tag-Nacht-Tag) belegte ein Borgward Hansa Renncoupé 1500 mit geschätzten 105 PS den überraschenden 4. Platz in der Klasse bis 1500 Kubikzentimeter Hubraum. Und wer hat als Hauptsponsor das 35 000 Euro teure Abenteuer ermöglicht? Die Borgward Zeitmanufaktur aus dem Landkreis Lörrach, ein Sechs-Mann-Betrieb! Höchste Zeit für ein Interview mit deren geschäftsführendem Gesellschafter Jürgen Betz zu den Gründen für dieses „etwas größere“ Engagement.

Der große Wirtschaftswunder-Name Borgward aus Bremen – spektakulärer Nachkriegsaufstieg, dann die genauso überraschende und spektakuläre Pleite. Aufkauf durch Hanomag, Büssing, Faun; das Werk in Bremen-Sebaldsbrück landete schließlich via Hanomag bei Daimler. Wegdämmern in die Geschichte… Schließlich wurde sogar die Marke aufgegeben. Danke dafür! Denn nur so konnte Borgward wieder auferstehen. Es schlug die Stunde des Jürgen Betz: Der Zifferblatt-Spezialist und Besitzer eines historischen Goliath Hansa 1100 schützte sich im Jahr 2003 die freie Marke Borgward und gab ihr neuen Sinn: als Uhr aus seiner neugegründeten Manufaktur. Und inzwischen werden ja auch wieder Borgward-Autos gebaut…

Manufakturen-Blog: Jürgen Betz (M.) mit dem Borgward Zeitmanufaktur Rennteam in Le Mans (Foto: Borgward Zeitmanufaktur)

Jürgen Betz (M.) mit Johann und Jakob Larsson des Borgward Zeitmanufaktur Rennteams in Le Mans

Interview

Es liegt zwar nahe, dass die Borgward Zeitmanufaktur sich auch für Borgward Autos interessiert – aber es ist trotzdem noch ein großer Schritt zum ‚Borgward Zeitmanufaktur Rennteam‘. Warum dieses große Engagement?

Jürgen Betz: Ich hatte vor einiger Zeit von dem Rennwagen gehört und ihn mir auf dem Borgward Welttreffen in Bremen auch angesehen. Er schien mir zwar ziemlich dahingedengelt auszusehen – aber mir war der historische Hintergrund bewusst und mit der Zeit habe ich mich in sein eigentümliches Renndesign hineingeschaut. Als Nächstes hörte ich, dass der Automobilbauer Borgward nicht als Sponsor des Rennwagens für Le Mans zugesagt hätte – da habe ich gesagt: Wir machen das. Eine Bauchentscheidung. Aber sie ist richtig. Denn Event und Rennwagen schlagen die Brücke zu unserer neuen Sportuhren-Linie ‚Forty one‘. Dazu wäre es ohne den Rennwagen nicht gekommen.

Woher stammt der Borgward-Rennwagen?

Er wurde von der Borgward-Rennsportabteilung für das 24-Stunden-Rennen zusammen mit zwei weiteren seiner Art konstruiert und gebaut. Spannend ist, dass er im Jahr 1953 in Le Mans mit der Startnummer 41 antrat – allerdings während des Rennens ausfiel. Als nun letzter seiner Art gelangte er schließlich nach Schweden, gehört heute Lars-Erik Larsson. Die Larssons sind rennbegeistert – im Kindesalter fuhren die beiden Söhne – Johann und Jakob – von Lars-Erik Kart. Und sie haben eine nötige Rennlizenz für Amateurfahrer. Diese wird benötigt, da sich in Le Mans die Fahrer abwechseln müssen und nicht einer allein das Rennen bestreiten kann.

Wie bereitet man sich auf solch ein Rennen vor?

Trainiert haben wir bei der Nürburgring-Classic vor vier Wochen – danach wussten wir: Der Wagen muss nochmal zurück nach Schweden und noch verbessert werden. Aber es hat sich gelohnt. Er ist schneller als ein historischer Porsche 356 und kann damit gegen die Porsche-Konkurrenz gewinnen.

Hat der Wagen komplizierte Technik?

Nein. Aber der Motor wurde schon als Rennwagenmotor entwickelt – er stammt also nicht wirklich aus einem Hansa. Aber er läuft mit normalem Superbenzin.

Manufakturen-Blog: Stoppuhr 'Forty One Le Mans' der Borgward Zeitmanufaktur (Foto: Borgward Zeitmanufaktur)

Stoppuhr ‚Forty One Le Mans‘ der Borgward Zeitmanufaktur

Und hast du das Gefühl, dass sich das Engagement für euch lohnt?

Das Auftauchen eines Borgward-Rennwagens, der auch Rennen fährt, war ein Glücksfall für uns. Wir bauen sportliche Chronographen. Wir wollen aber auch eine gezielte Sportuhren-Serie. Woher soll die Verbindung zum Rennsport kommen? Mit unserem Engagement als ‚Borgward Zeitmanufaktur Rennteam‘ tragen wir in unsere Marke sportive Leidenschaft hinein. Ich habe mich vorher immer gefragt, wie ich das Rennsportfeeling in unsere Uhrenlinie hineinbekomme – jetzt habe ich die Antwort. Und das geht nur, wenn man authentische Geschichten lebt. Ich brauchte Inspiration – ich habe Inspiration bekommen. Über das Sponsoring haben wir Ideen für neues Design gesammelt.

Wie weit ist die Sportuhren-Linie?

Das Design der ‚Borgward Forty One Le Mans‘ steht bereits. Es gibt jeweils auf 41 Stück limitierte Stoppuhren, Chronographen und Handaufzugsuhren – auch mit 24-Stunden-Anzeige.

Fotos: Jürgen Betz

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Jürgen Betz: „Eine Reise ins Innere der Uhr“

5. Februar 2016, Efringen-Kirchen. Interview mit Jürgen Betz, Geschäftsführer der BORGWARD Zeitmanufaktur

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Herr Betz, warum haben Sie Ihre Uhren-Manufaktur nach der Automarke Borgward benannt?

Das ist meine Leidenschaft zu Borgward. Es fing durch meinen Vater an. Seinen Jugendtraum erfüllte er sich als Rentner und besitzt heute mehrere Fahrzeuge, die in seiner Scheune stehen. Inzwischen hat er viel Zeit und restauriert alte Fahrzeuge. Durch ihn bin ich an Borgward gekommen. In meiner Lehrzeit habe ich einen Goliath Hansa 1100 Kombi entdeckt. Das ist ein sehr seltenes Fahrzeug. Mit meinem Vater zusammen habe ich diesen restauriert. Dadurch war ich natürlich schon in jungen Jahren sehr verbunden mit der Geschichte Borgwards.

Während meines beruflichen Werdegangs als Maschinenbau-Techniker leitete ich schließlich die Produktion in der ältesten Zifferblatt-Fabrik Deutschlands in Weil am Rhein. Dort fiel mir bei der Entsorgung alter Druckklischees und Aufnahmen ein Klischee für die Zifferblattherstellung mit dem Namenszug BORGWARD in die Hände. Das warf für mich die Frage auf, was Borgward mit Uhren zu tun hatte.

Und – was verbindet Borgward mit Uhren?

Ich stellte nach Recherchen fest, dass es tatsächlich Armbanduhren gab, die für Borgward produziert wurden. In der damaligen Zeit wurde das gesamte Interieur des Autos mit Markenprodukten ausgestattet. Die Cockpit-Uhren kamen z. B. von Kienzle oder von Bifora aus Schwäbisch-Gmünd, die für Borgward auch Armbanduhren hergestellt haben. Borgward hat schon früh das Marketing-Prinzip der Kunden-bindung erkannt und mit derartigen Kundengeschenken realisiert. Wenn Sie als Borgward-Fahrer nachweisen konnten, dass sie mehr als 100.000 Kilometer unfallfrei mit ihrem Auto gefahren waren, haben Sie als Premiumgeschenk eine solche Uhr, eine Plakette und eine Urkunde erhalten. Die Zifferblätter dieser Armbanduhren wurden in Weil am Rhein gefertigt.

Da wuchs in mir eine Idee: Warum kann so etwas heute nicht noch einmal gemacht werden und damit die Geschichte der Marke fortgeschrieben werden? Ich bin ja damals meinen Goliath gefahren. Das war so außergewöhnlich, dass ich oft darauf angesprochen wurde und ich immer wieder von Neuem die Geschichte Borgwards erzählt habe, die bei vielen nicht mehr präsent war. So entstand der Plan, die Geschichte dieses Unternehmens mit hochwertigen Armbanduhren weiterleben zu lassen. Das ist nun über zehn Jahre her.

Wie spiegelt sich das denn im Design der Uhren wider?

Das Design der Uhren wird heute durch das Zifferblatt, das Gesicht der Uhr, geprägt. Mit unseren Borgward-Uhren greifen wir die Aura dieser Zeit auf, dieses typische Tacho-Design, das wir ohne unnötige Ablenkung rüberbringen. Das Gehäuse orientiert sich an der Karosserieform der Automobile: in der Serie P100 – benannt nach dem großen Borgward aus den 60ern zum Beispiel –  sind die runden, fließenden Formen abgelegt worden. Das Gehäuse erinnert an den Bauhaus-Stil, sehr gerade und klar. So lehnen wir unsere Uhren an das Design dieser Zeit an.

Dennoch sind sie ebenso in die Neuzeit interpretiert. Ich habe mir bei der Konstruktion gesagt, wenn Borgward heute noch auf den Straßen zu sehen wäre, dann wären die Fahrzeuge auch nicht mehr retrospektiv, sondern modern.

Jetzt soll ja auch die Automarke Borgward wiederbelebt werden, mit Hilfe eines chinesischen Investors. Ist das für Sie irritierend oder finden Sie das belebend für Ihr Geschäft?

Im ersten Moment war ich sehr irritiert und dachte: Oh je, jetzt haben meine Frau und ich mit unserem kleinen Team so mühevoll unsere Uhrenmarke aufgebaut. Passt da die Geschichte mit einem chinesischen Investor und der Produktion in China? Schädigt das den Status unserer mechanischen Uhren im gehobenen Segment? Da waren wir schon sehr skeptisch. Inzwischen sagen wir uns, dass die Geschichte auch dort weiterlebt. Wir haben die Hoffnung, dass dieses Erbe auch in Ehren gehalten und adäquat umgesetzt wird. Wir denken ja heute alle global. Wir sehen es als Chance und werden jetzt auch Uhren in China verkaufen.

Sie verkaufen aber nicht nur Uhren, sondern machen auch Uhrenseminare. Was passiert da?

In unseren Uhrenseminaren bieten wir technik- und uhrenbegeisterten Menschen die Möglichkeit, die Reise ins Innere der Uhr anzutreten. Wir öffnen unsere Manufaktur und vermitteln unsere Leidenschaft für das Produkt.  Fünf bis sechs Teilnehmer zerlegen unter fachmännischer Anleitung ihr Handaufzugs-Uhrwerk. Anschließend werden Werkteile und Brücken veredelt und finisiert. Ein unveredeltes Uhrwerk wird also sehr schön aufbereitet, alles gereinigt und galvanisiert. Das Zifferblatt bedruckt der Teilnehmer selbst von Hand. Am Ende baut jeder seine eigene Uhr, die wir komplett einregulieren. In unseren Kursen bemerken wir, dass jeder Teilnehmer wieder zum Kind wird. Mit leuchtenden Augen entsteht eine unheimliche Begeisterung. Jeder ist ganz stolz auf seine selbst erschaffene Uhr.

Man braucht dafür eine ruhige Hand. Kann man das lernen? Muss man dafür Yoga oder autogenes Training machen?

Der eine braucht dafür ein Stück Schokolade, der andere einen kleinen Schnaps – lacht – Nein, das bekommen wir gemeinsam immer hin. Eine ruhige Hand ist schon ganz gut. Wir hatten schon Teilnehmer, die aufgeregt und zittrig waren. Es braucht aber niemand Angst zu haben. Es ist immer ein Uhrmachermeister dabei. Am Ende des Seminars läuft jede Uhr.

Wir wollen mit unserem neuen Manufakturen-Blog die digitale Welt mit Tradition    verbinden. Was bedeutet für Sie in Ihrem Metier online-Vertrieb und online-Kommunikation?

Hätten wir nicht das Internet oder die neuen Medien, würde ich es mit unserer Marke nicht schaffen, uns so präsentieren zu können. Das ist gerade für kleine Hersteller sehr wichtig. Wir gestalten unser Marketing auch immer für die online-Kommunikation.

Sie haben gleich zu Beginn über die Leidenschaft für Ihre Uhren gesprochen. Worin äußert sich diese Leidenschaft für Sie persönlich?

Der Reiz besteht darin, die Geschichte einer Automarke in ein hochtechnisches Produkt zu transferieren und dazu das Produktdesign zu gestalten. Wenn Sie meine Uhren anschauen, dann entdecken Sie Harmonie und die Aura dieser Zeit. Das ist meine Leidenschaft: Uhren für Generationen zu bauen.

Fotos: BORGWARD Zeitmanufaktur

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