ManufakturenBlog: Florian David Fitz und Matthias Schweighöfer mit Käthe-Kruse-Puppe (Foto: Käthe Kruse)

Käthe Kruses Waldorf-Puppe kommt ins Kino-Rampenlicht

23. Februar 2016, Donauwörth. Käthe Kruses Waldorf-Puppe rückt wieder ins Rampenlicht. Sie bekommt eine kleine Hauptrolle im neuen Film mit Matthias Schweighöfer, Florian David Fitz (der auch selbst Regie führte) und Alexandra Maria Lara mit dem nicht gerade unreißerischen Titel „Der geilste Tag“ im Verleih von Warner Bros.

38070 Ka¦êthe Kruse Waldorf Filmpuppe Amelie - UVP 99,90 Ôé¼_300dpiDer Film ist ein witzig-nachdenkliches Roadmovie von zwei Todkranken (gespielt von Schweighöfer und Fitz) ganz in der Tradition des Til-Schweiger-Erfolgs „Knockin‘ on heavens door“, von denen einer (Fitz) die Puppe für seine Film-Tochter kauft – eine besondere Puppe als ein besonderes Geschenk für ein besonderes Vater-Tochter-Verhältnis. Und die Waldorf-Puppe hat ihre Auftritte. „Die größte Herausforderung war es, jemanden vom Filmteam in unsere Produktion zu bekommen. Dann war es entschieden.“, erzählt Renate Wildenhain, die die Öffentlichkeitsarbeit von Käthe Kruse macht. Filmstart ist am 25. Februar in den deutschen Kinos.

Natürlich, man kann Waldorf-Puppen leicht zu Hause nachmachen. Meine Mutter hat für jeden von uns drei Kindern eine solche Puppe in vielen Stunden selbstgebastelt, damals in den 1970er Jahren. Wie vermutlich die Mütter vieler tausender, wahrscheinlich zehntausender Kinder. Ein heller, irgendwie hautfarbener Trikot-Stoff aus dem Bastelbedarf, die Muster nach Anleitung zugeschnitten, genäht, gestopft mit Füllwatte, bei den größeren Puppen wurde von ihr Vogelsand in kleinen Säckchen eingenäht, um das Gewicht natürlicher zu machen. Dazu dann selbstentworfene Kleidung…

Die meisten Menschen wissen vermutlich gar nicht, dass diese Puppe eigentlich als ein besonderes pädagogisches Spielzeug konzipiert wurde – von Rudolf Steiner, dem Begründer der Waldorf-Pädagogik. Für die Serienfertigung dann umgesetzt von Käthe Kruse, der Begründerin von Deutschlands ältester Puppen-Dynastie.

„Steiner und Kruse – das waren ja damals richtige Freigeister. Die wollten, dass sich etwas ändert“, erzählt Renate Wildenhain. Dementsprechend waren auch die Ansätze – die Ur-Waldorf-Puppe hat gar kein richtiges Gesicht: „Der Mund ist ein gerader Strich, die Augen nur Punkte. Jedes Kind sollte frei in der Interpretation sein, ob die Puppe nun lächelt oder traurig ist.“ (In der Unternehmenssprache hört sich das so an: „Die Gesichter sind auf das Wesentliche reduziert, um die Phantasie der Kinder anzuregen. Die Puppe hat eine Art Mona-Lisa Lächeln.“)

Aber die Zeiten sind vorbei. Denn Leni – so der Name der Kino-Puppe, auf die sich gerade alle Augen beim Puppenhersteller richten – hat ganz klar die Mundwinkel oben. Und die Augen sind hellblau. Denn Leni soll ein Erfolg werden. Und mit dem typischen Preis von 99,00 Euro auch Geld in Handel und Produktion bringen…

Die selbstgebastelten Puppen hatten immer schon Gesichter, darf gemutmaßt werden. Und mit den selbstgebastelten Puppen hat Käthe Kruse auch gar keine Probleme – im Gegenteil. Die Überzeugung der Firmengründerin war, dass man wenigstens eine Puppe für sein Kind selbst basteln sollte. Dafür gab es sogar im Bastelbedarf extra veröffentlichte Schnittmuster, zum Nachbasteln. Die Kauf-Waldorf-Puppe (Bio-Baumwolltricot, Bio-Schafwollfüllung, die „Haare“ aus Boucléwolle) war also zunächst vor allem für die nicht-bastelnden Eltern gedacht.

Käthe Kruse und die Waldorf-Puppen – das ist schon eine Erfolgsgeschichte. Renate Wildenhain: „Wir sind der einzige vom Bund der Waldorfschulen e. V. lizensierte Hersteller von Waldorf-Puppen weltweit. Diese Puppen tragen auch heute noch einen wichtigen Teil zum Firmenumsatz bei.“ Ungefähr zwanzig der vierhundertfünfzig Mitarbeiter sind im Bereich Waldorf-Puppe beschäftigt – am heutigen Unternehmenssitz im schwäbischen Donauwörth, wo alle hochwertigen Puppen von Käthe Kruse mit einem hohen Handarbeits-Anteil produziert werden.

Ursprünglich kommt Käthe Kruse aus dem heutigen Sachsen-Anhalt, aus Bad Kösen, wo die Unstrut in die Saale fließt. Als nach dem Krieg in der Ost-Zone die Enteignung drohte, floh Käthe Kruse mit Mitarbeitern und Geräten nach Westen. Die DDR schusterte aus den Hinterlassenschaften ihr Spielzeug-Kombinat zusammen; seit der Wende werden am früheren Standort hochwertigste Stofftiere produziert – von der Kösener Spielzeug Manufaktur der Familie Schache.

Aber auch in Donauwörth gab es Veränderungen. Familie Kruse ist vor etlichen Jahren bei Käthe Kruse ausgeschieden – kein Nachfolger in Sicht. Die Manufaktur gehört inzwischen zum Hape-Konzern des Unternehmers Peter Handstein, der Weltmarktführer bei Holzspielzeug ist.

Fotos: Käthe Kruse GmbH

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