fishINTERNATIONAL – alles rund um Fisch, Kaffee und Schnaps

14. Februar 2016, Bremen. Deutschlands einzige Fachmesse rund um den Fisch und Seafood – heißt es im Katalog der 15.fishINTERNATIONAL, die heute in Bremen eröffnet wurde. Klingt erstmal vielversprechend, vielleicht kann ich hier ja neue Trends im Food-Bereich entdecken. Doch nur mit Meerestieren und ihrer Verarbeitung lässt sich selbst an der Nordseeküste keine wirtschaftlich tragfähige Messe mehr organisieren und so hat der Veranstalter, die Messe Bremen, parallel die GASTRO IVENT dazu gepackt. Das Ergebnis ist Beliebigkeit im Angebot, eine Gastro-Messe mit einem Schwerpunkt Fisch. Hersteller von Restaurant-Möbeln und originellen Papierservietten haben ihre Stände neben zahlreichen Produzenten von Fischverarbeitungsmaschinen, von Kaffee-Automaten und der Fleisch-Gourmet-Manufaktur.

Autsch. In diesem Umfeld schaut man meistens lieber schnell weg, wenn jemand seine Firma Manufaktur nennt. Beispielsweise eine „Convenience Manufaktur“ offeriert ein sehr durchschnittliches Salatbüffet in Großküchen-ähnlichen Behältern, ein Angebot, mit dem offenbar Betriebskantinen beliefert werden.

Gibt es hier überhaupt etwas, das Liebhaber von Manufaktur-Produkten interessieren könnte? Ich treffe auf den Stand der BrennerEy, ein kleiner Familienbetrieb, in dem Gründer Gerhard Ey erst seit 2011 edle Brände, Geiste und Liköre herstellt. „Wir arbeiten nur mit handverlesenem Obst bester Qualität, jegliche Faulstellen oder Stiele und Blätter werden aussortiert“, sagt Gerhard Ey. „Außerdem lassen wir uns Zeit bei der Vergärung, denn nur so können die Aromen übertragen werden.“

Und noch eines ist Ey wichtig: „Man muss es gerne machen.“ Er macht die Brennerei so gerne, dass er vor fünf Jahren seine Leitungsfunktion bei einem Automobilzulieferer aufgebeben, das Hobby zum Beruf erklärt und diese Manufaktur gegründet hat.

Enthusiasten sind auch die Inhaber von Welsländer. 15 Jahre haben sie in die Entwicklung ihres Produkts gesteckt und herausgekommen sind Würste aus Fisch. Zugegeben etwas gewöhnungsbedürftig, wenn da die Lyoner neben dem Wienerle und einer Krakauer liegt – und alle sind aus Fisch. „Wir stellen unsere Würste ausschließlich aus Filet vom Wels her“, erzählt Geschäftsführer Stefan Bürgelin. „Die Fische werden in Deutschland in kontrollierten Aquakulturen gezüchtet, ohne Wachstumsförderer und frei von Antibiotika“. Die Würste lassen sich roh oder gegrillt essen, im Geschäft kosten drei Stück circa 4,50 Euro. Seit zwei Jahren sind die Welsländer jetzt auf dem Markt und das Geschäft boomt. Pro Monat werden 3-4 Tonnen Wels verarbeitet, Edeka-Süd, Metro und Transgourmet haben die Fischwürstchen inzwischen in ihr Angebot übernommen. Und wie schmecken diese Würste nun? Sehr knackig, die Haut ist sogar fast ein bisschen zu fest, und jedenfalls nicht nach Fisch, höchstens bei manchen Sorten ein wenig im Nachgeschmack. Irgendwie beliebig also. Und das passt dann auch zu dieser Messe.

Signet: Manufakturen-Blog

 

Manufactum eröffnet 9. Haus im Herbst 2016 in Bremen

9. Februar 2016, Berlin. Sie kennen ja das Sprichwort von dem guten Ding – und der guten Weile. Manufactum (Katalog-Auflage der Otto-Konzerntochter: rund eine Million), wichtiger Wiederbeleber und Hoffnungsspender für die deutsche Manufakturen-Branche seit dem Jahr 1985, plant sein neuntes Warenhaus. Es soll im Herbst 2016 in Bremen eröffnen. Nach etwa zehn Jahren Standort-Überlegungen ist es so weit, in guter 1b-Lage, wie es Standortpolitik des Unternehmens ist: am Domshof im repräsentativen Spät-Gründerzeit-Palast (erbaut 1902-04) der früheren Bremer Bank, zeitweise genutzt von der Bremer Börse, vis à vis zum Eingang des Rathauses.

1000 Quadratmeter groß soll Manufactums Fläche werden, die gesamte ehemalige Schalterhalle füllen und fast das gesamte Sortiment präsentieren – versprochen wird den Bremern: „Bürobedarf, Uhren und Wettermeßtechnik, Leuchten und Lampen, Möbel und Heimtextilien, Badausstattung und Körperpflegeprodukte, Bekleidung, Schuhe, Lederwaren und Taschen, Küchenausstattung und Lebensmittel, Herde und Öfen, Werkzeug für die Hausarbeit, Gartenwerkzeug und -ausstattung sowie Sportartikel und Spielwaren.“

Hinzu kommt das „Brot-&-Butter“-Konzept, die Lebensmittelversion von Manufactum. „Brot & Butter“ bedeutet laut Unternehmens-Homepage: „Dort finden Sie frische Lebensmittel aus traditioneller Herstellung, unverfälscht im Geschmack und regional und jahreszeitlich geprägt – darunter Milchprodukte und Käse sowie Wurst- und Fleischwaren von tiergerecht gehaltenen, zumeist altbewährten Nutztierrassen. Im Steinofen der eigenen Backstube wird täglich Brot gebacken. Im Bistro gibt es Frühstück, die Küche bietet zudem kalte und warme Mittagsgerichte, zubereitet mit Produkten von brot&butter und Manufactum. Zum Kaffee stehen selbstgebackene Kuchen zur Wahl.“

Diese Attraktion ist vielleicht auch nötig. Die Ostseite des Domshofes und der Eingang zum neuen Manufactum liegt zwar auf dem Weg zu Bremens wichtigem Innenstadt-Parkhaus Violenstraße – aber der Domshof ist auch verdammt breit, des Öfteren außerdem durch den Frischemarkt schlecht zu sehen. Insofern bedarf es eines guten zusätzlichen Magneten, der täglich Besucher von den überdachten Innenstadt-Passagen über den Platz auf die andere Seite zieht. Und das kann ein Bistro und „Brot & Butter“ sein. Ich drücke dafür die Daumen.

Fotos: Manufactum

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Frankfurter Allgemeine reiht „Manufaktur“ unter ihre Unworte des Jahres 2016

5. Februar 2016, Frankfurt am Main. Erst hüh, nun hott. Im Sommer des Jahres 2010 machte die Frankfurter Allgemeine Zeitung mit einer mehr als zwanzigteiligen Serie unter der Verantwortung der Redakteurin Julia Löhr über das Erstarken der Manufakturen auf sich aufmerksam („Deutsche Manufakturen“), berichtete sogar im ersten Teil von der Gründung des Verbandes Deutsche Manufakturen e. V. in Bremen. Jetzt die 180-Grad-Wende: Löhrs Kollegin Karin Truscheit schreibt am 2. Januar 2016, warum „Manufaktur“ nun in der FAZ zum Unwort erklärt wird: „Das Wort Manufaktur wird inflationär gebraucht.“

Auf 34 Zeilen regt sich die Autorin darüber auf, dass der Preis für das Eis aus der fälschlicherweise sich selbst „Eismanufaktur“ nennenden Eisdiele „um die Ecke“ aus ihrer Sicht „reine Willkür“ sei – Erdbeereis sogar 50 Cent teurer als Mango. Donnerwetter! Und das nur, weil Erdbeereis aus natürlichen Zutaten nunmal teurer herzustellen ist, als Mangoeis?

Harje Kaemena, Geschäftsführer des Bio-Eis-Pioniers „Snuten Lekker“ aus dem Bremer Blockland: „Bio-Erdbeeren kommen bei uns aus Deutschland. Die werden einzeln gepflückt. Das kostet. Mangos kommen auch als Bio-Ware schon püriert aus Billiglohn-Ländern. Das macht die Mango im Eis viel billiger, als die Erdbeere im Eis. Das führt zu Preisunterschieden.“

Und so könnte man die FAZ immer weiter widerlegen: bei den kritisierten Hemden-Manufakturen (da gibt es ja nun mal nur „Campe & Ohff“ aus Lauterbach und „Müller“ aus Hof), bei den angeblichen Pfeifen-Manufakturen (da gibt es nur eine, nämlich „Vauen“ aus Nürnberg) – diese tragen die Bezeichnung mit Fug und Recht.

Nee, da springt die FAZ verdammt kurz, ehrlichgesagt: enttäuschend zu kurz.

Die missbräuchliche Nutzung des Manufaktur-Begriffs durch Kunsthandwerker, Handwerker, Dienstleister und Hobby-Enthusiasten darf ja durchaus als Verbrauchertäuschung angeprangert werden. Aber auch nur dafür. Denn ansonsten beschreibt der Begriff ‚Manufaktur‘ eine Produktionsform – neutral und sinnvoll wie ‚Handwerk‘ oder ‚Industrie‘. Für die Einordnung bedarf es immer der Bildung und Recherche des Journalisten, der ja die Verantwortung dafür trägt, was er im Einzelfall so schreibt. Letzten Endes adeln Journalisten  auch häufig den Handwerker fahrlässig zur Manufaktur.

Frau Truscheit ist mir ansonsten unbekannt, über ihren Rechercheaufwand für ihren kleinen Beitrag kann ich nichts sagen. Sagen kann ich aber: Ihr Text passt nicht zu ihrer Anklage, der Überschrift. Da ihre Beispiele diese nicht belegen und schon gar nicht stützen.

Als wäre die Zeitung ihr privater Blog, stützt sie die Unwort-Anklage leider vor allem nur mit ihrer ganz persönlichen Meinung und stützt darauf auch ihre ganz persönliche Hoffnung – original Truscheit: „Gut, im Sinne von ‚herausragend‘ sind auf jeden Fall immer die Preise in den Manufakturen. Und manchmal passt auch die Qualität zum Preis. Wenn das nicht so ist, kann man nur hoffen, dass sich die Geschichte wiederholt und die Manufaktur bald wieder von der Fabrik abgelöst wird.“

Wie gut, dass auch die FAZ von gestern so gut zum Fischeinwickeln ist – oder im Altpapier landet. Schade, FAZ – echt underperformt.

Foto: Wigmar Bressel

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Verband Deutscher Manufakturen e. V. lädt zum „Come together“ auf der „Ambiente 2016“

5. Februar 2016 – Anlässlich der „Ambiente“ in Frankfurt am Main laden wir wieder alle Manufakteure herzlich zum Ausklang des dritten Messetages zu einem „Come together“ und Austausch an den Stand unseres Gründungsmitglieds Gehring Schneidwaren ein:

Sonntag, 14. Februar 2016, Halle 3.1, Stand F 02, 17.00 – 17.45 Uhr

Gesprächs-Themen werden u. a. sicherlich sein: die Deutsche Manufakturenstraße sowie der Wettbewerb zum
Manufaktur-Produkt des Jahres 2016

Wir freuen uns auf das Treffen in Frankfurt!

Wigmar Bressel
Hartmut Gehring
– Vorstand des Verbandes Deutsche Manufakturen e. V. –

www.deutsche-manufakturen.org

Foto: Deutsche Manufakturen e. V.

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