Die Independent-Keramikerin Frauke Alber erhält den Ehrenpreis des Bundesverbandes Kunsthandwerk 2025
28. Februar 2025, Bremen. Es gibt Preise, die kann man nicht durch den Schnellschuss aus der Hüfte, die einmalige Brillianzleistung, den unerwarteten Zufallstreffer erringen. Sie ehren den Dauerlauf, einen jahrzehntelangen Marathon – sie können nur die erhalten, die bildlich am Ball und oft auch Leben bleiben. Denn denen aus dem sogenannten „Club der 27er“ der Musikbranche ist er unerreichbar. Aber andere bekommen ihn durch Beharrlichkeit und Dauerleistung, durch ihre Vorbildfunktion, durch Ausbildungsbereitschaft, durch Hilfsbereitschaft und Engagement, an das sich viele Andere gerne und dankbar erinnern. So erging es jetzt Frauke Alber. Die Independent-Keramikerin aus dem Bremer Viertel wurde in diesem Monat vom ‚Bundesverband Kunsthandwerk – Berufsverband Handwerk Kunst Design e. V.‘ für ihr langjähriges Verdienst um die Keramik mit dem ‚Ehrenpreis für das Lebenswerk‘ ausgezeichnet. Und das Beste daran ist: Auf Vorschlag ihrer Kolleginnen und Kollegen aus dem Verein ‚Angewandte Kunst Bremen‘. Offensichtlich neidlos. Das sagt viel über Frauke Alber aus.
Frauke Alber betreibt seit dem Jahr 2008 in der Schweizer Straße 4b ihre Werkstatt – man könnte auch sagen: ihr Atelier. Dort fertigt sie tagaus, tagein vor allem Gebrauchskeramik: Teller, Tassen, Vasen aus Porzellan. Und auch Urnen. Ja richtig – denn dünnwandige Porzellanurnen, die nicht zu hart gebrannt werden, sondern nur bei 900 Grad Celsius, sind auf Friedhöfen, Fried- und Ruhwäldern zur Bestattung zugelassen und eine schöne Alternative zum Holzgedrechselten und zum festen Papier. Also auch diese gehen jeden Monat aus Albers Werkstatt auf ihre buchstäblich „letzte Reise“ nach überall.

Wie ein Setzkasten – Regal mit verschiedenst-vergoldeten Tassen

Urnen von Frauke Alber
Der Bundesverband Kunsthandwerk wurde im Jahr 1938 als Interessenvertretung der Kunsthandwerker gegründet – heute ist er zugleich ein Berufsverband mit mehr als 700 Mitgliedern und Unternehmen, die in Landesverbänden und Regionalvereinigungen organisiert sind; der Verband ist – nach „oben“ sozusagen – Mitglied im europäischen und Weltverband ‚World Crafts Council‘ (WCC). Insofern hat der Preis also wirklich Bedeutung.
Frauke Alber zog nach dem Abitur in Hamburg nach Bremen, studierte an der Hochschule für Künste bei Fritz Vehring. Natürlich ist sie ausgebildete Keramikerin, sogar Keramikmeisterin. Dementsprechend hat sie auch derzeit zwei Auszubildende. Was ihre Kollegen so an ihr schätzen? Sie gründete vor zwanzig Jahren die Aktion ‚Offene Ateliers‘ mit, betreibt mit den zwei weiteren Kunsthandwerkern Martin Wilmes (Holz) und Ruprecht Holsten (Metall) gemeinsam die Produzenten-Galerie ‚Raum Handwerk & Design‘ im Ostertorsteinweg, engagiert sich sehr für den Erhalt der Unteren Rathaushalle als Ausstellungshalle, Auslandsengagements für den Brennofenbau und Produktentwcklung in Mexiko und Nicaragua runden ihr bisheriges Lebens-Engagement ab.
Ich berichte trotzdem für den Manufakturen-Blog über Frauke Alber. Sie betreibt keine Manufaktur, sondern ist Handwerkerin – aber sie und doch einige ihrer Kolleginnen und Kollegen – sind wichtig als Ideenentwickler für größere serielle Ideen; und natürlich stellt sie handwerklich akurates und schönes Porzellan her. Mit der Individualisierung herunter bis auf die Stückzahl ‚eins‘. Ich mag sie für ihre intensive Liebe zur Vergoldung, die ihre schlichten Formen auf ein anderes Level hebt. Und da bisweilen über das hinaus, was Manufakturen sich zutrauen. Zum Beispiel in der Müslischale. Dem Einen erscheint es übertrieben – der Anderen gerade passend genug.
Fotos: Wigmar Bressel

Lange her – ein Foto aus Frauke Albers langem Keramikerinnen-Leben, noch in Schwarz/Weiß, das in ihrer Werkstatt hängt; wer es einmal gemacht hat, ist nicht mehr klar…

Beim Vergolden – mit Absaugung und Schutz, da es doch unangenehm riecht und auch ein bisschen giftig ist

Müslischalen mit Goldrand und gleich ganz in Gold
