Manufakturen-Blog: Yung Wen Evan Chung (M.) mit dem Frankfurter Wirtschaftsdezernenten Markus Frank (l.) und dem Künstlerischen Leiter der Höchster Porzellanmanufaktur Mario Effenberger (Foto: Höchster Porzellanmanufaktur)

Die Höchster Porzellanmanufaktur wird neu ausgerichtet – chinesisch-international

26. Juni 2018, Frankfurt am Main. Gute Nachrichten aus Frankfurt-Höchst: Bei der Höchster Porzellanmanufaktur (gegründet im Jahr 1746) bleibt das Licht an – es geht weiter! Allerdings bekommt die kleine und einzige hessische Porzellanmanufaktur einen gründlichen Kulturwandel verpasst – denn der neue Eigentümer und Geschäftsführer nach Insolvenzanmeldung im Januar 2018 und Asset-Deal zum 1. Juni 2018 ist der in Hongkong ansässige Taiwanese Yung Wen „Evan“ Chung, dem schon das Darmstädter Luxus-Armaturen-Unternehmen Zeva Life gehört. Die Kommunikationssprache „inhouse“ wird einstweilen englisch. Herausforderungen.

Die beste Nachrichten sind: Alle 13 Mitarbeiter behalten ihren Job. Die Produktion bleibt in der Palleskestraße. Insolvenzverwalter Frank Schmitt aus dem bekannten Büro Schultze & Braun (mehr als 700 Mitarbeiter an 40 Standorten, Link zur Pressemitteilung) ist sehr zufrieden und wird in der Frankfurter Neuen Presse so zitiert: „Die Übertragung auf den neuen Investor ist ein sehr schönes Ergebnis des Insolvenzverfahrens. Einerseits, weil es uns gelungen ist, die Manufaktur als hessisches Kulturgut zu erhalten.

Manufakturen-Blog: Trompetenvase "alt" - vorne - und Vase "neu" mit dem Eindruck der Trompetenvase (Foto: Höchster Porzellanmanufaktur)

Manufakturen-Blog: Trompetenvase „alt“ – vorne – und Vase „neu“ mit dem Eindruck der Trompetenvase

Andererseits, weil mit dem Investor eine Neuausrichtung einhergeht, die dem Traditionsunternehmen eine Zukunft verspricht. Insbesondere freut es mich, dass nicht nur die Marke, sondern das Unternehmen als Ganzes, inklusive aller Arbeitsplätze, erhalten bleibt.“

Stadt und Land haben sich tatsächlich um die Rettung ihres Porzellanaushängeschildes bemüht, erzählt Schmitt dort weiter: „Die hohe öffentliche Anteilnahme und der Beistand, den wir während des Insolvenzverfahrens erfahren haben, haben einen hohen Anteil an der gelungenen Rettung der Höchster Porzellanmanufaktur.“ (Der Manufakturen-Blog berichtete.)

Und das sind die Pläne des neuen Eigentümers Chung (Foto in der BILD-Zeitung, Ausgabe Frankfurt): Das Höchster Porzellan soll Lifestyle-Produkt werden – Applestore, digital, ‚Gläserne Manufaktur‘, neue Märkte weltweit erschlossen werden. Das Geschäft mit Kunst-Reproduktionen und die Zusammenarbeit mit Künstlern noch weiter ausgebaut werden. Und: Die Porzellanmanufaktur soll tatsächlich das erhoffte Ladengeschäft in der neuen Frankfurter Altstadt (Am Markt 36), dem zukünftigen Touristenmagnet, erhalten – inklusive weltweiten Lieferservice nach Hause. Und in der Nähe soll obendrein ein Teehaus, eine Art Salon, geschaffen werden, in dem man mit Höchster Porzellan bewirtet werden soll und das Porzellan auch gleich kaufen kann. Chung kündigt in einer Pressemitteilung an: „Ich will die Marke für die Zukunft fit machen. Die Firma wird ihre Produktpalette modernisieren, um neue, junge Käuferschichte anzusprechen.“

Wir können nur die Daumen drücken. Denn viele dieser Ideen hatte auch schon der langjährige frühere Inhaber Jörg Köster; deren Umsetzung – insbesondere die Eroberung ausländischer Märkte – war ihm aber nicht gelungen, weil das Unternehmen dafür bisher nicht ertragsstark genug war und dementsprechend Geld für eine wirkliche Expansion fehlte.

Fotos: Höchster Porzellanmanufaktur

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3 Kommentare
  1. Silvan
    Silvan sagte:

    Das freut mich zu hören!
    Ich persönlich liebe Porzellan. Erst vor Kurzem habe ich mir ein neues Geschirr-Set von Arte Viva gegönnt. Meiner Meinung nach geben Vasen, Geschirr, Figuren oder ähnliche Sachen aus Porzellan der Wohnung etwas sehr edles! Leider sehe ich es aber in letzter Zeit immer weniger… Von mir aus könnte Porzellan gerne wieder stark in Mode kommen. 😀
    Viele Grüße

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    • Wigmar Bressel
      Wigmar Bressel sagte:

      …hinzu kommt, dass über die Importeure zwar sehr viel günstiges Porzellan auf unseren Markt kommt – jedoch auch sehr viel „Schrott“, der unter menschenverachtenden Umständen und unter stärkster Belastung der Umwelt produziert wird.
      Dabei wäre es ein Einfaches, sich statt vieler billiger Dinge, die man dann gerne auch wieder wegschmeißt, echte Qualität, tolles Design und beste handwerkliche Ver- und Bearbeitung zu kaufen – denn wieviel Besteck, Geschirr, wieviele Vasen braucht man denn in seiner Wohnung, seinem Haus? Meine Meinung: Lieber wenige hochwertige Teile, als das Umfeld voll mit Ramsch… Manufakturwaren zeigen die Persönlichkeit ihres Besitzers.

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