Ute Czeschka über die ‚Sächsische Weihnacht‘: „Inzwischen steht die Veranstaltung für viele Besucher fest im Kalender“

9. Dezember 2017, Meißen. Ute Czeschka, Jahrgang 1969, ist in der Manufakturen-Szene bekannt wie der sogenannte „Bunte Hund“: Agentur für Manufaktur-Marketing, Buch-Initiatorin von ‚Die feine sächsische Art – Manufakturen in Sachsen‘, Gründerin des Online-Portals Manufakturhaus.com (ausgezeichnet als besonderer Ort 2014/15 von ‚Deutschland – Land der Ideen‘), ständiges Jury-Mitglied beim Wettbewerb zum ‚Manufaktur-Produkt des Jahres‘ des Verbandes Deutsche Manufakturen

Vor zehn Jahren entwickelte sie auch noch die Idee zur ‚Sächsischen Weihnacht‘, einer Weihnachtsverkaufsausstellung für in Sachsen gefertigte hervorragende Dinge aus Manufakturen und Handwerk.

Gleich nach der ersten Veranstaltung mit 14 Ausstellern in einem Dresdner Restaurant kamen die Verantwortlichen von Schloss Wackerbarth begeistert auf sie zu und luden sie ein, die Veranstaltung aufs Schloss zu verlegen. Jetzt findet die ‚Sächsische Weihnacht‘ schon zum 8. Mal auf Wackerbarth statt, hat inzwischen an zwei Tagen achteinhalbtausend Besucher bei fünf Euro Eintrittspreis – höchste Zeit für ein Interview mit der „Macherin“ der weit über Sachsen hinaus bekannten Veranstaltung…

———-

Interview

Du richtest die ‚Sächsische Weihnacht‘ jetzt bereits zum 9. Mal aus, davon das 8. Mal auf Schloss Wackerbarth – wie ist Dein Resümee?

Super. Weil: Wir sind natürlich am Anfang durch ein Tal der Tränen gegangen. Wenn man solch ein neues Format entwickelt, dann ist man ja noch weit entfernt von perfekt. Wir waren nur ein kleines Team. Wir erlebten Wetterkapriolen. Wir mussten ausreichend Besucher akquirieren. Inzwischen steht die Veranstaltung für viele Besucher fest im Kalender. Und wir – was die Austeller angeht – an einem Punkt sind, dass wir sie uns aussuchen können, weil wir mehr Bewerbungen haben, als es die Ausstellungsflächen hergeben. Deshalb beginnen wir in diesem Jahr damit, einige Aussteller zu wechseln. Für die Besucher soll es interessant bleiben – obwohl ein gewisser Kern an Ausstellern immer bleiben soll.

Aber ein wechselndes Veranstaltungs-Motto gebt ihr euch deshalb nicht gleich?

Nein, die Sächsische Weihnacht muss bunt sein: Manufakturen, Schauwerkstätten, Pfefferküchler – sich im einen Jahr schwerpunktmäßig auf Schreibgeräte zu konzentrieren und im Nächsten auf Lebkuchen, das erscheint uns zu eng. Es geht vor Weihnachten für die Besucher ja auch um das Finden von interessanten Geschenken – da darf man das Angebot nicht zu eng halten. Verschiedene Materialien, verschiedene Preiskategorien, die richtige Sortimentsmischung – es muss für jeden etwas dabei sein. Es soll auch ein Schaufenster der sächsischen Handwerkskunst sein. Alle Bereiche des repräsentativen Handwerks sollen da vertreten sein.

Wieviele Aussteller gibt es dieses Jahr?

Es sind 66. Es waren auch schonmal 72. Aber in diesem Jahr haben einige einen größeren Platzbedarf angemeldet. Zum Beispiel die Porzellanmanufaktur Meissen. Wer Mitarbeiter mitbringt und zeigt, wie sein Produkt gefertigt wird, der bekommt auch mehr Platz. Denn das interessiert die Besucher sehr. So bringt Mühle eine Pinselmacherin mit, der Reifendreher Christian Werner dreht vor Ort, Herrnhuter Sterne arbeiten am Stand. Es wird gedrechselt, Porzellan bemalt, Pfefferkuchen werden verziert…

Wisst ihr etwas über die durchschnittliche Verweildauer?

Wir haben das noch nicht erhoben. Aber ich gehe davon aus, dass die meisten Besucher zwischen drei und fünf Stunden da sind. Wir bieten ja auch Gastronomie von Schloss Wackerbarth und verschiedenen Cafés, Live-Musik, Märchenlesung und Bastelbereich für Kinder – viele machen sich einfach einen schönen halben Tag bei uns.

Diese Weihnachtsausstellung unterscheidet sich von den vielen Anderen im Land durch die handverlesenen Aussteller, von denen ein großer Teil auch Manufakturen sind – wie ist das Interesse der Besucher daran? Verstehen sie den Unterschied zu den Kunsthandwerkern?

Wir haben das Kriterium, dass alle Betriebe aus Sachsen kommen. Ein Großteil sind wirklich Manufakturen – und die Anderen erstklassige Kunsthandwerker. Wir bieten das Schauhandwerk. Und im Gegensatz zu den meisten anderen Weihnachtsmärkten sind 99,9 Prozent der Standflächen in geschlossenen Räumen, wir sind also wetterunabhängig, was die Ausstellung betrifft.

Ich glaube – um die Frage zu beantworten -, dass den Besuchern die Trennlinie zwischen Manufaktur und Kunsthandwerk nicht so geläufig ist. Wir bieten eine gute Mischung.

Das bietest du ja auch mit deinem Online-Handelsportal Manufakturhaus.com.

Die Unterzeile heißt: „Erlesenes deutsches Handwerk“. Es geht mir auch darum, bestimmtes handwerkliches Kulturgut zu erhalten. Das wird in Politik und Kultur inzwischen verstanden und ich bekomme viel Lob. Man sagt mir immer wieder, dass mein Projekt ein Aushängeschild für Sachsen geworden ist. Dass es mir gelungen sei, sächsisches handwerkliches Kulturgut in die Öffentlichkeit und Wahrnehmung gebracht zu haben. Und dass wir Absatzmöglichkeiten bieten, die schließlich wieder das Kulturgut zu erhalten helfen. Es haben sich auf der Veranstaltung schon viele Synergien zwischen den Firmen ergeben, sind Netzwerke entstanden, haben sich neue große Aufträge durch Besucher ergeben, die bei uns auf der Sächsischen Weihnacht waren. Das geht bis zu VW, die auf einmal etwas einer unserer Aussteller in ihrem Shop gelistet haben.

Damit beantwortest du schon die nächste Frage, die ich habe, nämlich ob die Aussteller und du – mit dem Online-Handelsunternehmen ‚Manufakturhaus‘ – durch Bestellungen während des Jahres spüren, dass sich das Mitmachen bei speziell dieser Veranstaltung lohnt.

Ja, die spüren das. Direkt bei der Veranstaltung durch tolle Kontakte, Gespräche und den Abverkauf ihrer Waren. Und ich spüre das auch. Das liegt auch an dem Ausstellerverzeichnis, das wir machen. Die Leute fahren später zu den Betrieben hin und lassen sich Sonderanfertigungen machen. Und ich höre auch von vielen meiner Kunden, dass sie auf der Sächsischen Weihnacht waren und daher mich und mein Portal kennengelernt haben.

Wohin willst du die Ausstellung weiterentwickeln?

Wir bespielen jetzt die gesamte überdachte und wintertaugliche Fläche von Wackerbarth, rund Tausend Quadratmeter. Wir werden das Profil grundsätzlich beibehalten. Was ich mir jedoch vorstelle, ist, dass man die Auswahl der Aussteller noch strikter vornimmt. Dass man Aussteller nimmt, die nicht überall auf den Märkten vertreten sind, sondern die Exklusivität noch weiter steigert. Wir wollen das Schauhandwerk noch weiter ausbauen. Einen Stand bekommt der, der seine Arbeit auch auf Wackerbarth live zeigt. Und im Außenbereich möchte ich die Kulinarik noch weiter ausbauen. Interessante Lebensmittler – „Genusshandwerker“ – in Pagodenzelten.

Was ich mir vorstellen könnte, wäre, ein Gastbundesland auf einer kleinen Fläche hinzuzunehmen: zum Beispiel „Thüringen zu Gast auf der Sächsischen Weihnacht“; oder Tschechien. Allerdings haben wir vor zwei Jahren mit der Technischen Universität Chemnitz eine Umfrage unter Besuchern und Ausstellern gemacht, die hatte als Botschaft, das Konzept unbedingt beizubehalten und nicht zu verändern.

Regionalität als Teil der Identitätssuche vieler Menschen ist also nach wie vor ein ganz entscheidender Antrieb?

Genau. Die Paarung aus Regionalität und Hochwertigkeit ist für viele Menschen spannend. Es hat auch etwas mit lokalem Stolz zu tun: Hey, so etwas Tolles wird bei mir hier in Sachsen gefertigt! Das wusste ich ja gar nicht!

Seit kurzem gibt es auch den Osterkunst- und Frühlingsmarkt auf Wackerbarth – wie entwickelt sich diese Veranstaltung?

Die Ostermesse soll ein anderes Profil haben als die Weihnachtsveranstaltung – es soll also keine Dopplung sein. Es soll noch stärker das Lausitzer Brauchtum herausgearbeitet werden. Außerdem gibt es die Kunsthandwerker aus dem Erzgebirge, die schon lange Osterhasen schnitzen.

Wir wollen es jedoch stärker mit sächsischen Designern verknüpfen. Es gibt hier eine zunehmende Modeproduktion. Manchmal ist die Osterausstellung auch eine Chance für diejenigen, die sich vergeblich auf die Sächsische Weihnacht bewerben. Man muss jedoch wissen, dass die Kaufbereitschaft geringer ist, als im Weihnachtsgeschäft, damit die Erwartungen nicht enttäuscht werden. Wir hatten in diesem Jahr 55 Aussteller, gehen jetzt ins dritte Jahr. Ich bin selbst gespannt, wohin wir diese Veranstaltung entwickelt bekommen.

manufakturen-blog_logo