Döttling-Tresore: Wenn alle Versuche der Serie von Kunden zu Einzelstücken gemacht werden

14. März 2017, Sindelfingen. Allgemeine Tresor-Definition: Ein Tresor ist ein schwerer Schrank, an dem sich der Einbrecher die Zähne ausbeißt. Döttlings Definition: Der Tresor ist ein Wohnmöbel, das seinen Besitzer glücklich macht, und an dem sich jeder Unbefugte die Zähne ausbeißt.

Im baden-württembergischen Sindelfingen wurde im Jahr 1919 die berühmte Schlosserei gegründet – nur dass man dort den Begriff ‚Schlosserei‘ eben etwas wörtlicher nimmt: Die Tresor-Manufaktur Döttling baut weltbekannte Tresore, restauriert alte ‚Sicherheitsmöbel‘ und entwickelte einen einzigartigen ‚Uhrenbeweger‘, der die teuren Armbanduhren seiner Eigentümer am Laufen hält, da die oft vielen Uhren nicht alle gleichzeitig getragen werden können. Interesseant ist sicherlich auch eine Partnerschaft mit Karl Lagerfeld beim Luxus-Tresor Narcissus.

Die neun Mitarbeiter arbeiten inzwischen in einem hochmodernen Gebäude. Die Geschäfte werden weltweit getätigt – es wird viel gereist. Und die PR-Frau sitzt in der englischen Grafschaft Kent.

Ein Gespräch mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Andreas Schlittenhardt.

Herr Schlittenhardt, was ist das Geheimnis Ihrer Tresore?

Ich glaube, das Besondere ist sicherlich, dass jedes unserer Stücke immer ein individuelles Einzelstück ist, gefertigt nach den persönlichen Vorstellungen seines zukünftigen Besitzers. Es gibt bei uns keine Serienfertigung, kein Lager. Kein Döttling-Tresor ist wie der andere, jeder ein Unikat. Das gibt es auf dem Markt nicht noch einmal. Dazu kommt der ausgeprägte Innovationsgeist, der fester Bestandteil der Döttling-DNA ist. Wir haben beispielsweise den ersten und einzigen Reisesafe der Welt entwickelt (The Guardian), den ersten Tresor mit einer transparenten Türe aus Panzerglas (The Gallery), den ersten Uhrenbeweger, der sich nach dem Zufallsprinzip und über Kopf bewegt (Gyrowinder) oder den ersten Safe mit hinter dem Innenraum einschwingenden, sprich im geöffneten Zustand unsichtbaren Türen (The Chameleon).

Ihre Tresore zeichnen sich neben der ausgefeilten Mechanik durch ihre luxuriöse ‚Verpackung‘ aus – Zebrafell, eingebaute Uhrenbeweger, Holz jeder Art… wie wichtig ist der ‚Innenausstattungs-Anteil‘, der ‚Tresor als Möbel‘, für Ihre Kunden?

Extrem wichtig! Wir sagen immer: Wir bauen die einzigen Safes, die der Kunde nicht hinter einem Bild oder im Keller versteckt, sondern ins Wohnzimmer stellt, am liebsten offen. Unsere Tresore sind am Ende Stück für Stück die ganz persönliche Projektionsfläche für die Wünsche und den Stil unserer Kunden. Von pinkfarbenem Rochenleder über das Lieblings-Segel eines Yachtliebhabers bis zum Fell von Rindern aus der eigenen Rinderzucht eines Farmbesitzers, von Schuhregalen über Uhrenbeweger, Humidore und Cognac Bars bis hin zu Waffenhalterungen – es gibt fast nichts, was wir nicht schon verarbeitet hätten. Im Innenraum wie auf der Außenfläche.

Manufakturen-Blog: Andreas Schlittenhardt (Foto: Döttling)

Andreas Schlittenhardt ist bei Döttling Geschäftsführer für Controlling und Marketing (Foto: Döttling)

Ist Ihren Kunden die mechanische Technik, das Geräusch, das solch ein Tresor beim Aufschließen macht, wichtig?

Absolut. Viele unserer Kunden sind begeisterte Automobilbesitzer oder Uhrensammler und schätzen ,höchste Ingenieurkunst‘ per se. Die Begeisterung für einen Döttling-Tresor kommt nicht alleine durch das Erscheinungsbild, sondern vor allem durch die eingebaute Technik – ganz egal ob diese 200 Jahre alt ist oder hochmodern. Da kommt bei vielen Kunden der Entdeckergeist durch.

Was denken Sie – was bewahren Ihre Kunden in Ihren Tresoren auf?

Das kommt ganz auf die Ausstattung des Tresors an. Alle unsere Tresore sind maßgeschneidert, um den Ansprüchen des Kunden entgegenzukommen. Viele unserer Kunden wollen ihre Uhrensammlung sicher aufbewahren. Dazu lassen wir Uhrenbeweger einbauen. Andere verwahren klassisch ihren Schmuck oder Dokumente auf. Aber es gibt auch Kunden, die ihren Tresor als Waffenschrank nutzen oder ihre Zigarren in einem speziell eingebauten Humidor lagern. Wir haben vor Jahren einen Safe für eine Dame in New York gebaut, die ihre Lieblings-Schuhe von Louboutin darin aufbewahrt. Es gibt kaum etwas, das wir nicht schon gesehen hätten.

Da sich Ihre Tresore bei Ihren Kunden vermutlich in modernen und sowieso gesicherten Immobilien aufhalten – glauben Sie, dass sich Ihre Sicherheitsschränke eher gegen das persönliche Umfeld Ihrer Kunden denn gegen Einbrecher richten?

Ein Kunde aus Mexiko hat einmal zu mir gesagt: „Mein Safe bleibt immer offen. Wer es lebend in mein Wohnzimmer schafft, hat es verdient, ihn leer zu machen.“ Tatsächlich sind die Grundstücke und Immobilien unserer Kunden so gesichert, dass viele den Safe nur schließen, wenn sie sich in einen längeren Urlaub begeben.

Sie haben sich mit Ihrer Firma auch noch ein zweites Feld begeben – das der mechanischen ‚Uhrenbeweger‘. Wie kam es dazu?

Viele unserer Kunden sind Uhrensammler von handgefertigten Chronographen, die im Idealfall ständig in Bewegung sein sollten. Da reicht es natürlich nicht aus, die Uhr „einfach nur“ in eine Schmuckschublade zu legen. Aus diesem Grund bieten wir mechanische Uhrenbeweger als Modul an, die die Chronographen aufgezogen halten.

Was zeichnet Ihre Uhrenbeweger aus?

Hier möchte ich speziell auf unseren Gyrowinder eingehen, der ein einzigartiges Ingenieurskunstwerk ist: Das hochpräzise Instrument ermöglicht ein vollkommen freies Drehen der Uhr in alle Richtungen – also inklusive Totalüberschlag – was dem Tragen der Uhr am Handgelenk am nächsten kommt. Bereits dadurch hebt sich der Gyrowinder markant von herkömmlichen Uhrenbewegern ab, die eine Uhr lediglich auf einer festen Achse entweder nach links oder nach rechts drehen.

Wie groß ist die Konkurrenz auf solch einem Spezialgebiet?

Es gibt natürlich auch andere Tresorhersteller weltweit und viele werben damit vermeintlich individuelle Stücke zu produzieren. Da wird dann eine einfache Sonderlackierung plötzlich zur Individualisierung. Am Ende merkt der Kunde schnell, dass die Meisten an ihre Grenzen stoßen, wenn es um wirklich Maßgeschneidertes geht. Was Döttling neben der absoluten Individualfertigung abhebt, ist unsere Expertise auf dem Gebiet der antiken Tresorrestauration. Da sind wir weltweit die einzige Manufaktur, die sich darauf spezialisiert hat. Und unser Expertenteam an Restaurateuren ist absolut einzigartig.

Macht Sie die Bearbeitung und immer weitere Verfeinerung der Lösungen dieser an Sie gestellten Aufgaben zufrieden – mit anderen Worten: Befriedigt Sie Ihre Arbeit?

Über alle Maßen! Jeder neue Auftrag ist eine Herausforderung und eine kleine Abenteuerreise. Besonders spannend ist die Restauration antiker Tresore. Darin besteht ein besonderer Reiz, diese Zeitzeugen alter Handwerkskunst zu bewahren und mit modernster Sicherheitstechnologie zu kombinieren. Dieser Arbeitsprozess ist äußert befriedigend. Es gibt kaum einen Wunsch, den wir dem Kunden nicht erfüllen können. Wenn sie am Ende jemandem, der wirklich schon alles gesehen hat und besitzt, seinen Safe ausliefern und der bekommt fast feuchte Augen vor Begeisterung – das ist unbezahlbar.

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ManufakturenForum: Die Bochumer Veranstaltungs-Gesellschaft plant eine Endverbraucher-Manufakturen-Messe

3. März 2017, Bochum. Lange hat die Manufakturen-Branche darauf gewartet, dass sich mal ein renommierter Veranstalter, wie eine kommunale Messe-Gesellschaft mit ihren Messehallen, des Manufakturen-Themas annimmt. Jetzt wagt die städtische Bochumer Veranstaltungs-Gesellschaft den Schritt und lädt zum 1. ManufakturenForum in die Jahrhunderthalle nach Bochum ein.

Vom 14. bis 15. Oktober 2017 sollen 60 Aussteller erwarteten 10 000 bis 20 000 Besuchern (bei unter zehn Euro Eintrittspreis) ihre Produkte und deren Fertigung näherbringen – professionell beworben über Großflächen-Plakate im Stadtgebiet, weitere 1000 DIN A1-Plakate, 70 000 Citycards und Flyer, in Veranstaltungskalendern mit einer Auflage von 150 000.

Manufakturen sind Messe-Veranstaltern gegenüber häufig skeptisch. Die Akquise verläuft auch tatsächlich im Einzelgespräch, räumt der Veranstalter ein. Ende März soll entschieden werden, ob die Messe realisierbar ist – oder mangels Muts als Projekt wieder ‚eingestampft‘ wird.

Der Manufakturen-Blog sprach mit Andreas Kuchajda, dem Geschäftsführer der Bochumer Veranstaltungs-GmbH und Initiator des ManufakturenForums in der Jahrhunderthalle Bochum.

Wie kam die Bochumer Veranstaltungs-Gesellschaft auf die Idee, ausgerechnet eine Endverbraucherverkaufsausstellung für Manufakturen anzugehen?

Wir beobachten einen Trend, dass die Menschen das Außergewöhnliche suchen und der Massenware überdrüssig sind. Es gibt zahlreiche kleinere Märkte für handgefertigte Dinge, aber kaum eine Verkaufsmesse für wirklich hochwertige, langlebige Produkte. Viele Verbraucher möchten wissen, wo das Material herkommt und wie der Produktionsprozess abläuft. „Qualität heute. Für morgen“ ist das Motto des ManufakturenForums und wir sind der Meinung, dass sich Langlebigkeit und Qualität auf Dauer auszahlt und individuelle Produkte auch einfach mehr Freude machen.

Wie sehen Sie das Potenzial für Manufakturen, wahrgenommen zu werden?

Die Bochumer Veranstaltungs-GmbH hat 2003 die Jahrhunderthalle Bochum ebenso wie den RuhrCongress Bochum eröffnet und beide Locations sind in der Metropole Ruhr ein beliebtes Ziel für Besucher von Konzerten und Shows sowie zahlreichen unterschiedlichen Veranstaltungsformaten wie z. B. dem Historischen Jahrmarkt, der Extraschicht oder dem Fahrradsommer.

Außerdem finden so innovative Kulturformate, wie die Urban Art & Dance Show URBANATIX, die weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt sind, regelmäßig in der Jahrhunderthalle Bochum statt. Kurz gesagt, wenn in der Jahrhunderthalle Bochum etwas los ist, kommen gerne auch 5.000 bis 10.000 Besucher pro Tag. Wir verfügen über ein breites Netzwerk an Marketingkanälen und Pressekontakten, die wir nutzen und die Medienresonanz auf unsere Veranstaltungen ist sehr gut.

Warum gerade Bochum, warum die Jahrhunderthalle?

Die Jahrhunderthalle Bochum hat eine ganz besondere Geschichte: Auf der „kleinen Weltausstellung“ in Düsseldorf diente sie 1902 als Ausstellungshalle für den Stahlproduzenten Bochumer Verein und wurde danach auf dem Gelände des Stahlwerks in Bochum als Gaskraftzentrale wieder aufgebaut. Heute ist das Gebäudeensemble eines der außergewöhnlichsten und modernsten Veranstaltungshäuser Europas und verbindet industriellen Charme mit modernster Technik und perfekter Infrastruktur. Damit ist die Jahrhunderthalle Bochum ein idealer und einmaliger Ort für Menschen, die das Besondere lieben, Details zu schätzen wissen und Wert auf Langlebigkeit legen.

Wie ist die Preisgestaltung für die Aussteller?

Die Quadratmeterpreise für Aussteller beginnen bei 95,00 €. Es steht eine große Auswahl an Mietmobiliar zur Verfügung. Bei der Preisgestaltung haben wir darauf geachtet, dass sich die Aussteller angesprochen fühlen, die wirklich hochwertige, nachhaltige Produkte anbieten. Von den kleineren Designmärkten möchten wir uns bewusst etwas abgrenzen.

Was sind Ihre Erwartungen für das ManufakturenForum?

Wir erwarten ca. 60 Aussteller, die von Bekleidung und Schmuck, über Möbel und Sportgeräte bis zu Kosmetik und Lebensmitteln ein sehr breit gefächertes Spektrum an Produkten anbieten. Da unsere Werbemaßnahmen auch über das Ruhrgebiet hinaus geschaltet werden, sprechen wir auch Publikum aus dem Rheinland und dem Lipperland an. Das ManufakturenForum in der Jahrhunderthalle Bochum soll sich in diesem eindrucksvollen Ambiente zu einer festen, jährlich stattfindenden Institution auf dem Markt der guten und schönen Dinge etablieren.

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Nachtrag vom 3. April 2017: Leider teilt die Bochumer Veranstaltungs-Gesellschaft mit, dass sie das Projekt ‚Manufakturen-Messe‘ auf den Herbst 2018 verschiebt – der Vorlauf sei für viele Aussteller „zu kurz gewesen“.

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